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Sein Traumberuf: Kfz-Mechatroniker
Maurice-Peter Steinhof suchte bislang vergeblich nach einem Ausbildungsplatz, doch der junge Mann hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben.
Aerzen (amg). Rollstuhlfahrer, 21 Jahre alt, mit Realschulabschluss, Kenntnissen in Word und Excel, Erfahrung im elterlichen Betrieb unter anderem im Bestell- und Auftragswesen, sucht einen Ausbildungsplatz: Als Fremdsprache beherrsche er Englisch, ergänzt Maurice-Peter Steinhof. Außerdem besitze er einen Pkw-Führerschein und ein Auto, sei somit mobil. Seine Schulnoten seien zwar mittelmäßig, ja. Dennoch: Die Voraussetzungen, die er mitbringe, seien eigentlich gar nicht mal so schlecht, meint der junge Mann. Und seine Eltern sind überzeugt: Auch mit seiner körperlichen Behinderung könne ihr Sohn es schaffen, sich in der Arbeitswelt zu behaupten.
Maurice-Peter kann nur wenige Schritte alleine gehen, ist auf einen Rollstuhl angewiesen. Aber schwimmen könne er, und wie: Sogar das goldene Schwimmabzeichen habe er abgelegt, sagt er stolz. Wie andere junge Leute auch, gehe er Hobbys nach: Keyboard spielen, Bogenschießen und seine eigene Homepage. Den Kopf in den Sand stecken, das sei seine Sache nicht. Maurice-Peter möchte sein Leben selbst gestalten – mit der Behinderung auf eigenen Beinen stehen, sozusagen. Privat und beruflich. Seitdem Maurice-Peter die Schule verlassen hat, nimmt er an Maßnahmen teil, die die Agentur für Arbeit in Hameln fördert, er hat außerdem Praktika absolviert, unter anderem bei der HMT.
Gleichwohl: Ein Arbeitgeber, der ihm einen „richtigen Ausbildungsplatz“ bietet, hat sich bisher nicht finden lassen. Eine Ausbildung im Betrieb der Mutter, die in Aerzen ein Perückenstudio besitzt, habe die IHK abgelehnt, sagt sein Vater Manfred Steinhof. Dabei wünscht sich Maurice-Peter nichts sehnlicher als einen Beruf zu erlernen, eigenes Geld zu verdienen und unabhängig zu sein.
Ein Grund, warum es bisher nicht klappte, läge an der Schulbildung, vermuten die Eltern: „Zunächst besaß Maurice nur einen Hauptschulabschluss. Den Realschulabschluss bei der HLA hatte er damals nicht geschafft“, sagt der Vater. „Und mit der Kombination „Hauptschulabschluss und Behinderung“ war die Aussicht auf eine Lehrstelle so gut wie aussichtslos.“ Obwohl die Angebote dort gut seien: Eine Tätigkeit in der paritätischen Lebenshilfe wäre für Maurice-Peter nicht das Richtige, glaubt Manfred Steinhof. Mittlerweile sei Maurice-Peter möglicherweise auch zu qualifiziert dafür, denn im Juli hat er den Realschulabschluss bestanden. Fünf Mal die Woche, eineinhalb Jahre lang hat er gemeinsam mit seiner Mutter in Abendkursen bei der VHS eisern gebüffelt und den Realschulabschluss nachgeholt. „Das erfordert Köpfchen, Disziplin, Durchhaltevermögen, und Maurice hat bewiesen, dass er das kann“, sagt die Mutter, die selber den erweiterten Realschulabschluss erwarb, um ihren Sohn zu unterstützen, ihm ein Vorbild zu sein. Die Familie hofft, dass ihm nun der Weg ins Berufsleben erleichtert wird. Zumal Maurice jetzt die notwendige persönliche Reife mitbringe: Die pubertäre Phase, in der er die Dinge hat schleifen lassen, sei vorbei, sagt Maurice-Peter schmunzelnd. Er sei motiviert, wolle seine Fähigkeiten und Leistungsbereitschaft unter Beweis stellen.
Bis Ende des Monats ist Maurice-Peter beim Berufsbildungswerk Annastift Leben und Lernen in Hannover beschäftigt. Ein Gutachten werde dann zeigen, ob er für eine betriebliche Lehre geeignet ist oder ob er doch besser aufgehoben ist in einer Ausbildung innerhalb des Berufsbildungswerkes, erläutert Ilse Schiffling von der Abteilung für berufliche Rehabilitation bei der Hamelner Arbeitsagentur. Sich auf Eigeninitiative schon vorher um eine Lehrstelle in der freien Wirtschaft zu bewerben, stehe dem jungen Mann selbstverständlich offen. Gleichwohl: In dem Fall, dass der potenzielle Arbeitgeber ihn einstellt, das Gutachten aber eine betriebliche Ausbildung nicht empfiehlt, würde eine entsprechende Förderung wegfallen. Maurice-Peter nutzt unterdessen die Möglichkeiten, die sich ihm im Annastift bieten: „Wir lernen verschiedene Berufsfelder kennen. Am besten gefallen mir die kaufmännischen Aufgaben.“ Sein Traumberuf sei Kfz-Mechatroniker gewesen, und obwohl er sich mittlerweile davon verabschiedet habe, hofft er insgeheim doch noch in die Kfz-Branche einsteigen zu können: „Am liebsten würde ich bei einem Autohändler im Büro arbeiten.“
Artikel vom 09.10.2012 - 17.41 Uhr